Ob in der Forschung oder in der Arbeitswelt: Eine qualitative Inhaltsanalyse hilft Ihnen, strukturiert Datenmaterial auszuwerten. Wie Sie dabei am besten vorgehen und worauf Sie achten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel. Im Anschluss wird die Durchführung einer Inhaltsanalyse auch an einem Pressespiegel beleuchtet.
Was ist die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring?
Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine wissenschaftliche Methode der empirischen Sozialforschung. Sie können sie dazu verwenden, verschiedene Materialien wie zum Beispiel Interviews, Zeitungsartikel, Radiobeiträge oder Videos zu kategorisieren, auszuwerten und interpretierbar zu machen.
Wie genau Sie die Inhaltsanalyse konzipieren sollten, ist abhängig von den Ergebnissen, welche Sie mit Ihrer Forschungsfrage erzielen wollen.
Qualitative vs. Quantitative Inhaltsanalyse
Grundsätzlich gibt es für die Inhaltsanalyse einen qualitativen und einen quantitativen Ansatz. Welche der beiden Methoden Sie für Ihr Projekt nutzen sollten, können Sie anhand folgender Kriterien entscheiden:
Bei der qualitativen Inhaltsanalyse legen Sie Ihren Fokus auf eine geringe Anzahl an Inhalten, welche Sie einer tiefgründigen Analyse unterziehen. Hier kommt es auch darauf an, was Sie zum Beispiel bei Interviews zwischen den Zeilen heraushören. Sie arbeiten dementsprechend induktiv, führen also eigene Beobachtungen durch und leiten daraus eine neue Hypothese ab. Das Ziel ist es, die Ergebnisse zu verstehen, zu interpretieren und auf dieser Grundlage neue theoretische Ansätze zu entwickeln.
Die quantitative Inhaltsanalyse bildet das Gegenstück dazu. Sie ist ein standardisiertes Verfahren, bei dem der Forschende die Untersuchungsbedingungen stets konstant hält. Hier greifen Sie auf eine große Anzahl an Inhalten zurück, welche Sie einer spezifischen Analyse unterziehen. Das Vorgehen ist hierbei deduktiv, da Sie bereits vorhandene Theorien untersuchen und mit Daten belegen möchten. Das Ziel der Analyse ist es, statistische Häufigkeiten zu erkennen, zu beschreiben und zu erklären.
Wann ist die qualitative Inhaltsanalyse als Verfahren geeignet?
Möchten Sie eine wissenschaftliche Frage klären und dafür wenige, nicht-standardisierte Daten nutzen, ist dieses Verfahren das richtige für Sie. Dabei geht es um das Erheben von Meinungen oder Einstellungen, welche Sie am Ende Ihrer Analyse interpretieren können.
Auch im beruflichen Alltag können Sie mithilfe einer Inhaltsanalyse wichtige Daten erheben. Wie Sie dabei vorgehen sollten, erfahren Sie im Laufe dieses Artikels anhand der Erstellung eines Pressespiegels.
Ablauf der qualitativen Inhaltsanalyse
Die qualitative Inhaltsanalyse mag einem auf den ersten Blick sehr komplex vorkommen. Betrachtet man sie jedoch in ihren Einzelschritten, ist sie einfacher nachzuvollziehen. Im Folgenden wird der grundsätzliche Ablauf einer qualitativen Inhaltsanalyse in acht Schritten und anhand von Beispielen erklärt.
Bevor es losgeht
Bevor Sie mit Ihrer Analyse starten, müssen Sie mithilfe einer Forschungsfrage festlegen, was Sie herausfinden möchten. Diese sollten Sie möglichst präzise formulieren. Beispiel:
In welcher Tonalität wurde in journalistischen Medien über die Firma SeaTable berichtet?
1. Auswahl des Materials
Am Anfang benötigen Sie das passende Material mit den wichtigsten dazugehörigen Informationen. Dieses wählen Sie danach aus, ob es zu Ihrer Forschungsfrage passt.
- Beispiele für mögliche Quellen sind:
- Visuelle Medien: Zeitungen, Online-Artikel, Bücher
- Auditive Medien: Radiobeiträge, Podcasts, Songs
- Audiovisuelle Medien: Videos, Filme, Fernsehshows
- Nun nehmen Sie die Entstehungssituation des Materials genauer unter die Lupe und erklären, unter welchen Bedingungen das Material entstanden ist. Dies variiert stark nach dem von Ihnen gewählten Datentypen.
- Schauen Sie sich zuletzt auch die formalen Charakteristika Ihrer Medien an und bestimmen Sie die Form. Bei visuellen Medien liegt eine schriftliche Textform vor.
Die Quellen für unseren Pressespiegel sind Online-Artikel, welche von der Gründung im Juli 2020 bis heute in journalistischen Medien veröffentlicht wurden. Das Material liegt in einer schriftlichen Textform vor.
2. Festlegung der Analyserichtung
In welche Richtung Ihre Analyse gehen soll, richtet sich nach Ihrer Forschungsfrage. Mögliche Richtungen für Ihre qualitative Inhaltsanalyse sind:
- Quelle (Inhalte des Mediums)
- Autor der Quelle
- Zielgruppe der Quelle
- Objektbereich (das allgemeine Thema, welches in der Quelle behandelt wird)
Handelt es sich bei Ihrem Vorhaben um eine wissenschaftliche Arbeit, müssen Sie Ihre Forschungsfrage fundiert erklären können. Dafür sollten Sie diese mit bestehenden Theorien und dem aktuellen Forschungsstand verknüpfen.
Bei der Betrachtung der Beiträge über die Firma SeaTable, wird der Inhalt des Textes analysiert. Es soll herausgefunden werden, wie die Quellen über das Unternehmen berichten.
3. Wahl der Form
Die Form Ihrer qualitativen Inhaltsanalyse gibt vor, wie viel Material Sie in welcher Detailliertheit untersuchen. Dabei können Sie aus drei Ansätzen wählen:
- Zusammenfassende Inhaltsanalyse: Das Material wird auf die für die Forschungsfrage relevantesten Informationen gekürzt.
- Explizierende Inhaltsanalyse: unverständliche Textstellen werden mit zusätzlichem Material erklärt.
- Strukturierende Inhaltsanalyse: Es gibt einen Codierleitfaden, in dem Sie festlegen, wie das Material in themenbezogene Kategorien einzuordnen ist.
Basierend auf einigen Artikeln, welche über SeaTable berichten, werden verschiedene Kategorien für die Tonalität festgelegt. Zum Beispiel werden in einem Artikel Wörter wie “nutzerfreundlich” und “wichtig” genutzt, woraus sich die Kategorie positive Berichterstattung bilden lässt.
4. Erstellung des Kategoriensystems
Welche Kategorien Sie zur Einordnung Ihres Materials nutzen möchten, halten Sie in einem Kategoriensystem fest. Um dieses zu erarbeiten, haben Sie zwei mögliche Vorgehensweisen zur Auswahl:
- deduktives Vorgehen: Sie nutzen ein bereits vorhandenes Kategoriensystem, welches sich bereits bewährt hat.
- induktives Vorgehen: Wie oben bereits gezeigt, können Sie Kategorien aus Ihren eigenen Daten logisch ableiten.
Wichtig ist, dass Sie jede Kategorie klar formulieren, damit sie sich von anderen Kategorien klar abgrenzen lässt und keine Unklarheiten bei der Einordnung entstehen.
Die Online-Artikel über SeaTable sollen nach bestimmten Kategorien bewertet werden. Dafür entwickeln wir einen Codierleitfaden, in dem wir die Kategorien festlegen und erklären. Das Vorgehen ist induktiv, da wir die Kategorien logisch aus dem Material ableiten. Daraus haben sich folgende Kategorien ergeben: positive Tonalität, neutrale Tonalität, ambivalente Tonalität und negative Tonalität.
5. Bestimmung der Analyseeinheiten
Bevor Sie Ihre qualitative Inhaltsanalyse durchführen können, müssen Sie noch die Analyseeinheiten definieren. Diese legen fest, was Sie später codieren, also in Kategorien einordnen.
- Auswertungseinheit: Legt fest, welche Materialien Sie nacheinander codieren.
- Codiereinheit: Bestimmt, was der kleinstmögliche Bestandteil ist, welcher codiert wird.
- Kontexteinheit: Legt fest, was der größtmögliche Bestandteil ist, welcher codiert wird.
Wir betrachten Artikel von 20 verschiedenen Medien. Jeder dieser Artikel ist eine Auswertungseinheit.
Die Artikel haben zu Beginn einen kurzen Teaser als Einleitungstext. Dieser bildet die Codiereinheit.
Der Artikel kann als Ganzes betrachtet werden. Damit ist die Kontexteinheit kongruent mit der Auswertungseinheit.
6. Durchführung der Analyse
Jetzt geht es an den wichtigsten und aufwändigsten Part der qualitativen Inhaltsanalyse. Sie codieren Ihr Material und weisen es den entsprechenden Kategorien zu. Das können Sie mit einem Codierbogen per Hand machen oder Sie nutzen eine digitale Datenbank wie SeaTable.
Ergebnis der Analyse: Die meisten Online-Artikel über SeaTable können der Kategorie “positive Tonalität” oder “neutrale Tonalität” zugeordnet werden.
7. Interpretation der Ergebnisse
Nun können Sie Ihre Ergebnisse zusammentragen und interpretieren. Greifen Sie dabei auf Ihre ursprüngliche Fragestellung zurück und beantworten Sie diese.
Da sich die meisten Artikel der Kategorie “positive Tonalität” oder “neutrale Tonalität” zuordnen lassen, kann man schlussfolgern, dass SeaTable ein eher positives Image hat und ein Produkt anbietet, welches bei Tests meist positiv abschneidet.
8. Überprüfung der Gütekriterien
Zuletzt überprüfen Sie, ob Ihre Analyse den Gütekriterien der qualitativen Inhaltsanalyse entspricht.
Transparenz
Ihre Forschung muss für Außenstehende nachvollziehbar sein. Erklären Sie für jeden Schritt Ihrer Analyse, wie und warum Sie so vorgegangen sind.
Intersubjektivität
Stellen Sie sicher, dass Ihre Analyse bei wiederholter Durchführung über verschiedene Codierer hinweg ähnliche Ergebnisse aufweist, also reproduzierbar ist.
Reliabilität
Wie zuverlässig ist die Codierung? Werden gleiche Inhalte gleich bewertet und drücken sich Unterschiede angemessen in unterschiedlichen Werten aus?
Checkliste für Ihre qualitative Inhaltsanalyse
Damit Ihre Inhaltsanalyse reibungslos abläuft, finden Sie hier die wichtigsten Fragen, welche Sie sich stellen sollten.
Online-Vorlage für Ihre Inhaltsanalyse
Bei einer Inhaltsanalyse können viele Materialien und Informationen zusammenkommen. Deshalb sollten Sie auf eine digitale Lösung setzen, anstatt Daten mühevoll in Codierbögen einzutragen und manuell auszuwerten. Das Team von SeaTable hat eine Vorlage in Form eines Pressespiegels entwickelt, um Ihnen die qualitative Inhaltsanalyse zu erleichtern.
Vor allem wenn Sie mit mehreren Codierern arbeiten, hat eine Kollaborationsplattform wie SeaTable unschlagbare Vorteile. Dort können Sie alle Materialien zentral in einer Datenbank ablegen und codieren lassen, indem Sie jedem Codierer eine individuell gefilterte Ansicht freigeben. Außerdem können Sie die codierten Daten kinderleicht auswerten und als anschauliche Statistiken visualisieren.
Wenn Sie SeaTable für Ihre Inhaltsanalyse nutzen möchten, registrieren Sie sich einfach kostenlos. Die Vorlage finden Sie hier.